Die frisch gedruckten Visitenkarten sehen „anders“ aus als die, die vor einem Jahr gedruckt worden sind.
Obwohl ein unveränderter Nachdruck und exakt das gleiche Papier bestellt wurden, sieht die Farbe unterschiedlich aus. Das ist sehr ärgerlich und passiert täglich.
Aber definieren wir vorab „anders“. Der Unterschied liegt nicht ausschließlich in der Farbe, sondern in der Wahrnehmung und der Einstellung, die jeder Einzelne von uns hat. Ich kategorisiere in drei Gruppen und schließe damit mich und Kollegen aus der Branche mit ein:
- Menschen, für die „leichte“ (= Nuancen) Farbabweichungen ein Dorn im Auge sind
- Menschen, die „leichte“ Farbabweichungen sehen, diese aber akzeptieren
- Menschen, die „leichte“ Farbabweichungen schlicht und einfach nicht sehen Kategorie 2 und 3 sind sicher keine Perfektionisten, aber ihre Einstellung ist sehr gesund, weil sie akzeptieren, dass ein hundertprozentiges Resultat für den Empfänger z.B. einer Visitenkarte nicht entscheidend ist. Außerdem wird so allen Beteiligten viel Zeit in Form von unnötigen Reklamationen erspart. Wohlgemerkt und nochmals erwähnt, wir sprechen von Nuancen und nicht über gravierende Abweichungen.
Ein Beispiel: Die Printmedien der Telekom sollten stets Magenta sein und nicht Rot. Aber auch wenn der Konzern sicher sehr viel Geld in kostspielige Andrucke investiert, gibt es diese leichten Abweichungen (siehe Abbildung) innerhalb der Corporate Farbe Magenta – Toleranzen, die man schlicht hinnehmen muss und kein Grund für Reklamationen sind.
Diverse Printmedien der Telekom Deutschland GmbH und die unvermeidbaren Farbabweichungen.
Aber warum gibt es diese Farbabweichungen?
Es wird auf Papier gedruckt. Papier ist ein lebender Werkstoff, der sich z.B. durch Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Lichteinstrahlung und Lagerung farblich verändert. Sie kennen das sicherlich, die Zeugnisse aus der Schulzeit sehen förmlich gelb aus, obwohl sie zu Anfang weiß waren. Diese lebende Eigenschaft behält Papier, auch nachdem es bedruckt worden ist und beeinflusst so deutlich das Resultat. Papiere gibt es zudem in unendlichen Ausführungen (Natur, recycelt, gestrichen, ungestrichen, glänzend, matt, etc. etc.). Aber nicht nur das Papier an sich, sondern auch wo Sie etwas drucken lassen hat großen Einfluss auf das fertige Produkt. Am Mittelmeer ist die Feuchtigkeit eine ganz andere als im Norden Deutschlands. Jahreszeiten, die Farben und Farbenhersteller wären nächste Themen. Die Kette ist einfach zu lang, um ein zu 100 % perfektes und messbar identisches Produkt zu erzielen, was die Farbgenauigkeit anbelangt.
Farbabweichungen eingrenzen
Es gibt gewisse Maßnahmen, die zumindest zu annähernd gleichbleibenden Resultaten führen.
- Bei einem Dienstleister (Mediengestalter, Reinzeichner) bzw. einer Druckerei bleiben
- Farbproofs – und noch besser – Andrucke für unterschiedliche Papiere erstellen lassen
- Sonder-Farben Pantone – die Classic Farben meist mit dreistelligen Nummern – oder HKS verwenden
- Das Gespräch mit dem Grafik-Designer oder Drucker Ihres Vertrauens suchen und sich beraten lassen
Zu Punkt 2: Farbproofs oder Andrucke sind zwar Zwischenschritte, die nicht nur Zeit, sondern auch Geld kosten, sie sind aber ein gutes Instrument, um bei groben Abweichungen oder Fehlern eine Reklamation unstrittig zu machen.
Eine Anekdote zum Schluss. Vor vielen Jahren hat einer meiner Kunden sehr hochwertige und teure Mappen aus der Druckerei erhalten. An diesem Abend rief er sehr verärgert an, dass alle grün seien und forderte einen sofortigen Neudruck. Mir lag noch keine Mappe vor, aber beim Andruck war alles in Ordnung gewesen. Im Gespräch habe ich also versucht zu verstehen warum aus einem hellen Blaugrau nun Grün geworden war. Schlussendlich stellte sich heraus, dass er sich in einem Raum mit überwiegend gelbem Licht befand. Der Neudruck blieb aus und weitere Aufträge folgten.
Bei FHCM können wir Ihnen also keine hundertprozentige oder messbare Farbgenauigkeit garantieren, aber Grün bleibt Grün.